Von Christian Ströhl | 17.03.2020, 18:11 Uhr
Mindestens genauso schnell wie das Coronavirus verbreiten sich derzeit Falschnachrichten zu Covid-19, darunter auch viele gefährliche medizinische Hinweise. Lesen Sie hier, welche Meldungen Sie ignorieren sollten und wie Sie Fakenews erkennen.
In Whatsapp-Gruppenchats verbreiten sie sich wie ein Virus: Fakenews. Ironischerweise geht es darin aktuell meistens um das Coronavirus. Oft machen sich Kriminelle die Panik in der Bevölkerung zunutze, um Falschnachrichten über soziale Netzwerke zu verbreiten. Manchmal sind es Ahnungslose, deren falsche Behauptungen sich wie ein Lauffeuer über die digitalen Kanäle verbreitet. Die Folge: Verunsicherung in der Bevölkerung.
Achtung, Fake!
Derzeit kursieren viele Fakenews zu Covid-19 im Internet und in den Messengern. Wir haben die meistgeteilten einmal unter die Lupe genommen. Diese fünf Nachrichten zum Coronavirus sind nicht richtig:
1. Alle 15 Minuten ein paar Schlucke Wasser trinken, um sich vor einer Ansteckung zu schützen: Zwar ist es wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, eine Ansteckung mit dem Coronavirus lässt sich dadurch allerdings nicht verhindern. Denn: Hat es das Virus in den Mund geschafft, ist es zu spät.
2. Supermärkte bleiben geschlossen: In den vergangenen Tagen kursierte ein gefälschter Screenshot von "Focus-Online" im Internet. Darauf zu sehen: Angeblich neue Öffnungszeiten von Aldi, Lidl und Co. Das ist falsch. Zwar hat die Bundesregierung die Wirtschaft heruntergefahren, die Versorgung der Bevölkerung bleibt jedoch gewährleistet. Supermärkte, Apotheken, Sparkassen etc. bleiben ausdrücklich geöffnet – sogar sonntags.
3. Kettenbriefe gegen Corona: Wer rund ums neuartige Coronavirus vermeintlich hilfreiche Informationen per Whatsapp-Kettenbrief erhält, sollte skeptisch sein. Erklären angebliche Ärzte, wie man sich vermeintlich gegen eine Infektion mit dem Virus schützt, und was man bei einer Infektion tun sollte, handelt es sich dabei ziemlich sicher um einen Kettenbrief mit unsinnigen Inhalten.
4. Coronavirus ist im Labor entstanden: In einigen Facebook-Gruppen kursiert das Gerücht, der neuartige Coronavirus wurde im Labor "gezüchtet", als eine Art "Biowaffe", um Menschen zu töten und Geld mit Medikamenten zu machen. Dazu heißt es auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Man nimmt an, dass das neuartige Coronavirus von Fledermäusen stammt. Ob andere Tierarten als Zwischenwirte des Virus zwischen Fledermaus und Mensch dienen, ist noch nicht bekannt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich die ersten Erkrankten Anfang Dezember 2019 auf einem Markt in Wuhan in der Provinz Hubei, China, angesteckt haben."
5. Chlordioxid als vermeintliches Heilmittel gegen das Coronavirus: Das Trinken von Chlordioxid, ein Desinfektionsmittel, ist nicht nur unsinnig, sondern stark gesundheitsschädlich. Die Verbraucherzentrale rät von der Einnahme dringend ab.
Wie kann man Fakenews erkennen?
Doch wie soll man bei all den Nachrichten, Beiträgen und Postings zum Coronavirus den Überblick behalten, wie Falschnachrichten entlarven? Antworten darauf gibt Podcasterin Victoria Graul, die sich mit ihrem Projekt "Digga Fake" dem Entschlüsseln von Falschnachrichten widmet. Sie sagt:
"Fakenews sind in ihren diversen Erscheinungsformen wie Texten, Videos und Sprachnachrichten teilweise extrem gut getarnt. Wenn wir die Ausbreitung von Desinformation eindämmen wollen, müssen wir unseren Umgang mit Medieninhalten verändern, vor allem auf Social Media. Das bedeutet zu allererst, dass wir uns Zeit nehmen sollten, eine Nachricht zu überprüfen und nicht hastig auf den Teilen-Button drücken."
Podcasterin Victoria Graul entlarvt Fakenews. Foto: Graul Foto: Graul
Offizielle Nachrichten zum Coronavirus gibt es von diesen Behörden und Instituten:
- Robert-Koch-Institut (www.rki.de)
- Bundesministerium für Gesundheit (www.bundesgesundheitsministerium.de)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.infektionsschutz.de)
- Auswärtiges Amt (www.auswaertiges-amt.de)
Schritt für Schritt zur Wahrheit
Graul empfiehlt folgende Vorgehensweise: In einem ersten Schritt schaut man sich den Inhalt der Nachricht an. Zählt der Inhalt zu einem Themenfeld, das gerade stark in den Medien diskutiert wird? Wird in der Nachricht eine "Wir-gegen-Euch"-Haltung eingenommen? Wird stark mit Begriffen gearbeitet, die Gefühle erzeugen wie "sensationell" oder "unglaublich"? "Das alles sind Indizien dafür, dass hier versucht wird, große Emotionalität zu erzeugen." Laut Graul wollen Fakenews-Produzenten, dass man ihre Beiträge zügig teilt, möglichst ohne darüber nachzudenken.
In einem zweiten Schritt gelte es daher, den Absender der Nachricht unter die Lupe zu nehmen. "Es geht darum, herauszufinden, ob der Absender seriös und vertrauensvoll ist", sagt Graul. Fragen, die dabei helfen, sind: Hat der Absender ein seriöses Social-Media-Profil? Steht eine Person dahinter, die einen bürgerlichen Namen hat und kontaktierbar ist? Beherrscht er/sie die deutsche Rechtschreibung gut? Für wen arbeitet er/sie? Auch Quellenkritik ist wichtig: Woher weiß der Absender das, was er behauptet? So sind etwa "Angaben aus dem Bekanntenkreis" auf keinen Fall vertrauenswürdig.
In einem dritten Schritt sollten die Ergebnisse aus der Suchmaschine zu dieser Nachricht hinzugezogen werden. Nutzer sollten nie nur einer Quelle vertrauen. Berichten seriöse Medienanstalten oder Behörden zum gleichen Thema? Nutzen sie dieselben Quellen und dieselben Fakten? "Das spricht stark dafür, dass die Behauptungen in der Nachricht richtig sind", sagt Graul.
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